Großer Eichenbock, Heldbock

Cerambyx cerdo (Linnaeus, 1758)

© Erwin Holzer (members.aon.at/holzcol)

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Systematik

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Bockkäfer (Cerambycidae)

Hauptmerkmale

Die Art erreicht eine Länge von 24 bis 53 mm und gehört somit zu den größeren mitteleuropäischen Käfern. Die Tiere sind durchwegs schwarzbraun, nur die Spitzen der Flügeldecken können mehr oder weniger ins Rotbraune übergehen. Ein auffälliges Merkmal ist der stark gerunzelte Halsschild sowie die sehr langen Fühler, welche bei den Männchen deutlich mehr als körperlang und bei den Weibchen in etwa körperlang sind.

Lebensraum (Habitat)

Der Große Eichenbock ist eine wärmeabhängige Art und in sehr alten Eichenbeständen („Urwaldrelikt“) zu finden. Für die Larvalentwicklung werden sonnenexponierte, anbrüchige Alteichen, überwiegend Stiel-Eichen (Quercus robur), benötigt. Die Stämme müssen besonnt und frei von Unterwuchs sein. Zur Eiablage bevorzugt der Starkholzspezialist kränkelnde Bäume mit Stammdurchmessern von meist über 200 cm.

Biologie

Die Larven der Käfer benötigen noch lebende Stämme und meiden mulmige Stellen. Im Holz erfolgt eine 3-5 Jahre dauernde Entwicklung zum fertigen Käfer. Dabei fressen sie im Grenzbereich des toten und lebenden Gewebes. Früher war der Große Eichenbock ein gefürchteter Forstschädling, die Käfer sind jedoch tatsächlich nur erste Sekundärschädlinge.
Adulttiere sind dämmerungs- und nachtaktiv und sind von Ende Mai bis Anfang August überwiegend an ihren Brutbäumen zu finden. Dort nehmen die Tiere an Eichensaftflüssen Nahrung auf. Ebenso wird überreifes Obst als Nahrung genutzt.
Der Große Eichenbock ist relativ ortstreu und zeichnet sich durch eine geringe Ausbreitungtendenz aus. Die Käfer halten lange an geeigneten Brutbäumen fest.
Vom Großen Eichenbock bewohnte Bäume werden auch von zahlreichen anderen Insektenarten genutzt. Mitunter schafft Cerambyx cerdo sogar erst die Voraussetzungen für deren Vorkommen.

Europa

in Bearbeitung!

Österreich

Aktuelle Nachweise aus Österreich beschränken sich auf die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Tirol. Die Schwerpunktvorkommen liegen jedoch in den Donau- und Marchauen, in der Wachau, im Wiener Becken und Wienerwald (Laxenburg, Lainzer Tiergarten), im Leithagebirge und im Mittelburgenländischen Bergland. Die Höhenverbreitung erstreckt sich von der planaren bis in die kolline Region.

Verbreitung in Natura 2000-Gebieten

Burgenland
AT1108813 Landschaftsschutzgebiet Bernstein – Lockenhaus – Rechnitz
AT1110137 Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge
AT1114813 Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland

Niederösterreich
AT1202000 March-Thaya-Auen
AT1204000 Donau-Auen östlich von Wien
AT1205A00 Wachau
AT1206A00 Weinviertler Klippenzone
AT1207A00 Kamp- und Kremstal
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1214000 Hundsheimer Berge
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen

Wien
AT1302000 Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten

Steiermark
AT2218000 Feistritzklamm/Herberstein

Status Rote Liste Österreich

gefährdet (VU)

Status FFH-Richtlinie

Anhang II und IV

Gefährdungsursachen

Die Hauptgefährdungsursache liegt am derzeit häufigen Erscheinungsbild des Waldes mit seiner fehlenden Zerfallsphase.

Mögliche Schutzmaßnahmen

  • Schutz/Entwicklung aller Relikt-Vorkommen durch geeignete Maßnahmen
  • Belassen besonnter rückgängiger Eich und Eichentotholzes, ebenso von Stämmen mit exudierenden Wunden
  • Freihalten von geeigneten Brutstämmen von Beschattung
  • Schutz von Kernbereichen, welche von weitläufigen, reduziert bewirtschafteten Wald-Zonen umgeben sind
  • Schaffung/Entwicklung geeigneter Strukturen, um eine Wiederbesiedelung/Vernetzung der Standorte zu gewährleisten

Erhaltungszustand

Bewertung des Erhaltungszustands für die Art „1088: Großer Eichenbock, Heldbock“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:

Alpine Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht
Trend in Verschlechterung in Verschlechterung
Gesamtbewertung ungünstig-schlecht
Gesamttrend gleich bleibend

 

Kontinentale Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht
Trend in Verschlechterung in Verschlechterung in Verschlechterung in Verschlechterung
Gesamtbewertung ungünstig-schlecht
Gesamttrend in Verschlechterung
Literatur
  • Ellmauer, T. (Hrsg.) (2005): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 2: Arten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Im Auftrag der neun österreichischen Bundesländer, des Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der Umweltbundesamt GmbH. Wien.
  • Horn, H. & Kögel, F. (2008): Käfer – Merkmale, Vorkommen und Lebensweise.BLV Buchverlag GmbH & Co. KG. München.
  • Möller, G., et al. (2006): Der Fauna Käferführer I – Käfer im und am Wald. Fauna Verlag. Nottuln.
  • Müller-Kroehling, S., et al. (2006): Artenhandbuch der für den Wald relevanten Tier- und Pflanzenarten des Anhanges II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und des Anhanges I der Vogelschutz-Richtlinie in Bayern. Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.