Submediterrane Kiefernwälder mit endemischen Schwarzkiefern (Pinus nigra)

Lebensraumtyp 9530

© Wolfgang Willner

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Kurzbeschreibung

Schwarzkiefernwälder finden sich in der subillyrisch getönten submontanen und montanen Stufe der Gebirge des Alpenostrandes und der Südalpen. In den Südalpen kommen die Wälder an etwas luftfeuchteren Standorten vor.
Die Schwarzkiefer (Pinus nigra), als konkurrenzschwache Lichtbaumart, kann sich nachhaltig nur an Standorten behaupten, an denen sie von anspruchsvolleren Laubhölzern nicht verdrängt wird.
Charakteristisch sind lückige Reinbestände der Schwarzkiefer mit geringer Wuchskraft. Die Bestände sind entweder stufig oder (mitunter nach Bränden oder anthropogenen Einflüssen) von monotoner Struktur. Die Strauchschicht besteht aus zahlreichen trockenheitsertragenden Gehölzen und ist gering bis mittel entwickelt. Der Totholzanteil ist in Schwarzkiefernwäldern meist nicht sehr hoch. Die Bestände von Schwarzkiefern können weit über 200 Jahre alt sein.

Biotoptypen

Föhrenwälder
Schwarzföhrenwälder
Südalpiner Mannaeschen-Schwarzföhrenwald
Schwarzföhrenwald des Alpenostrandes

Kennzeichnende Pflanzenarten

Hauptbaumarten:
Schwarzkiefer (Pinus nigra)

Begleitbaumarten:
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Manna-Esche (Fraxinus ornus)
Europäische Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia)
Gemeine Fichte (Picea abies)
Waldkiefer (Pinus sylvestris)
Flaumeiche (Quercus pubescens)
Echte Mehlbeere (Sorbus aria)

Strauchschicht:
Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris)
Filz-Steinmispel (Cotoneaster tomentosus)
Warzen-Spindelstrauch (Euonymus verrucosus)
Echte Mehlbeere (Sorbus aria)
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)

Krautschicht:
Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus)
Rispige Graslilie (Anthericum ramosum)
Hügel-Meier (Asperula cynanchica)
Alpen-Augenwurz (Athamanta cretensis)
Glatt-Brillenschötchen (Biscutella laevigata)
Sichelblättrige Hasenohr (Bupleurum falcatum)
Erd-Segge (Carex humilis)
Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum)
Seiden-Backenklee (Dorycnium germanicum)
Schneeheide (Erica carnea)
Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
Felsen-Wolfsmilch (Euphorbia saxatilis)
Glänzendes Wiesen-Labkraut (Galium lucidum)
Behaarter Ginster (Genista pilosa)
Clusius-Enzian (Gentiana clusii)
Grauer Löwenzahn (Petasites paradoxus)
Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare)
Buchs-Kreuzblume (Polygala chamaebuxus)
Kalk-Blaugras (Sesleria caerulea)
Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys)
Berg-Gamander (Teucrium montanum)
Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus)
Alpen-Leinblatt (Thesium alpinum)
Berg-Hellerkraut (Thlaspi montanum)

Charakteristische Tierarten (gemäß FFH- und VS-Richtlinie)

Säugetiere:
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Käfer:
Goldstreifiger Prachtkäfer (Buprestis splendens)

Vögel:
Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus)

Europa

Der Lebensraumtyp der Schwarzföhrenwälder ist schwerpunktmäßig in den submediterran-mediterranen Gebirge (Pyrenäen, Cevennen, Westalpen, Apennin, Südalpen, Dinarische Gebirge, Balkan) verbreitet. Ein Teilareal der Schwarzföhrenwälder befindet sich aufgrund der nachzeitlichen Entwicklung in den Nordostalpen (Alpenostrand).

Österreich

Innerhalb Österreichs hat der Lebensraumtyp zwei Teilareale. Am Alpenostrand reicht die Verbreitung von der Thermenlinie im Osten bis zur Traisen im Westen und von der südlichen Wiener Stadtgrenze im Norden bis ins Schneeberggebiet/Schwarzatal im Süden. Isolierte, möglicherweise autochthone Vorkommen befinden sich beim Türkensturz in der Buckligen Welt sowie bei Oberkohlstätten im mittleren Burgenland.

Vorkommen in Natura 2000-Gebieten

Niederösterreich
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax

Wien
AT1303000 Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teil A, B und C)

Kärnten
AT2112000 Villacher Alpe (Dobratsch)
AT2120000 Schütt – Graschelitzen

Status Rote Liste Österreich

  • Subalpiner Mannaeschen-Schwarzföhrenwald: ungefährdet
  • Schwarzföhrenwald des Alpenostrandes: gefährdet (3)

Status FFH-Richtlinie

Anhang I (prioritär)

Gefährdungsursachen

  • Abbau von Rohstoffen (insbesondere Steinbrüche)
  • Kiefernsterben (u.a. durch den Befall mit den Pilzarten Sphaeropsis sapinea und Cenangium ferruginosum sowie Misteln)

Mögliche Schutzmaßnahmen

  • Erhalt primärer und naturnaher Bestände
  • Naturnahe Bewirtschaftung und Förderung von Außernutzungstellung

Erhaltungszustand

Bewertung des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps „9530: Submediterrane Kiefernwälder mit endemischen Schwarzkiefern“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:

Alpine Region Verbreitungsgebiet Lebensraumfläche Strukturen & typische Arten Zukunftsaussichten
Einzelbewertung günstig günstig günstig günstig
Trend
Gesamtbewertung günstig
Gesamttrend
Kontinentale Region Verbreitungsgebiet Lebensraumfläche Strukturen & typische Arten Zukunftsaussichten
Einzelbewertung
Trend
Gesamtbewertung Schutzgut kommt in der Region nicht vor.
Gesamttrend
Literatur

Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Forstplanung (Hrsg.) (2016): Waldtypisierung Tirol – Waldtypenkatalog. Innsbruck.

Autonome Provinz Bozen – Südtirol (Hrsg.) (2010): Waldtypisierung Südtirol, Band 2 – Waldgruppen. Naturräume. Autonome Provinz Bozen-Südtirol. Abteilung Forstwirtschaft. Amt für Forstplanung.

Ellmauer, T. (Hrsg.) (2005): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Im Auftrag der neun österreichischen Bundesländer, des Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der Umweltbundesamt GmbH, Wien.

Essl, F., Egger, G., Ellmauer, T., Aigner, S. (2002): Rote Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs – Wälder, Forste, Vorwälder. Umweltbundesamt GmbH, Wien.

Frehner, M.; Wasser, B.; Schwitter, R. (2005): Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald. Wegleitung für Pflegemaßnahmen in Wäldern mit Schutzfunktion. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) (Hrsg.). Bern.

Klosterhuber, R.; Vacik, H.: Erfassung der Wälder im Salzburger Anteil des Nationalpark Hohe Tauern (unveröff. Projektbericht 2017)

Mayer, H. (1974): Wälder des Alpenostrandes. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart. 344 S.

Nowotny, G.; Pflugbeil, G.; Brunner, E.; Stöhr, O.; Wittmann, H. (2017): Biotoptypen-Steckbriefe. Biotopkartierung Salzburg Revision. Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung 5 – Natur und Umweltschutz, Gewerbe, Referat für Naturschutzgrundlagen und Sachverständigendienst (Hofrat Prof. DI Hermann Hinterstoisser). Salzburg.

Ott, E.; Frehner, M.; Frey, H.-U.; Lüscher, P. (1997): Gebirgsnadelwälder: praxisorientierter Leitfaden für eine standortsgerechte Waldbehandlung. Haupt. Bern, Stuttgart, Wien. 286 S.