Pannonische Wälder mit Traubeneichen (Quercus petraea) und Hainbuchen (Carpinus betulus)

Lebensraumtyp 91G0

© Wolfgang Willner

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Kurzbeschreibung

Bei diesem Lebensraumtyp handelt es sich um Laubmischwälder der kollinen bis submontanen Höhenstufe des pannonisch getönten Osten Österreichs. Die Wälder sind häufig in ihrer Struktur stark von Nutzungen bestimmt und bevorzugen tonig-lehmige und wechseltrockene Böden, meist in wärmebegünstigter Lage.
Die pannonischen Eichen-Hainbuchenwälder wurden forstwirtschaftlich häufig als Niederwald oder Mittelwald genutzt. Diese Art der Nutzung ließ einen reich strukturierten und relativ lichten Lebensraumtyp entstehen und führte zu einer großen Diversität an Laubbaum- und Straucharten.
Der gezielte Schutz aller kleinflächigen und lokalen Vorkommen ist anzustreben. Hier kann die Einstellung der forstlichen Nutzung in Teilen relevant und eine dauerhafte Pflege (z. B. Reduzierung der Wildbestände) bei einzelnen Beständen erforderlich sein.

Biotoptypen

Eichenmischwälder und Eichen-Hainbuchenwälder
Subpannonischer bodenfeuchter Eichen-Hainbuchenwald
Subpannonischer bodentrockener Eichen-Hainbuchenwald

Kennzeichnende Pflanzenarten

Hauptbaumarten:
Hainbuche (Carpinus betulus)
Traubeneiche (Quercus petraea)
Stieleiche (Quercus robur)
Winterlinde (Tilia cordata)

Begleitbaumarten:
Feldahorn (Acer campestre)
Spitzahorn (Acer platanoides)
Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)
Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
Vogel-Kirsche (Prunus avium)
Traubeneiche (Quercus petraea)
Bergulme (Ulmus glabra)

Strauchschicht:
Gemeine Hasel (Corylus avellana)
Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare)
Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica)
Acker-Rose (Rosa agrestis)
Hunds-Rose (Rosa canina)

Krautschicht:
Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides)
Wald-Trespe (Bromus ramosus)
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
Mittlerer Lerchensporn (Corydalis intermedia)
Wald-Knäuelgras (Dactylis polygama)
Wald-Erdbeere (Fragaria vesca)
Schultes-Labkraut (Galium schultesii)
Gundermann (Glechoma hederacea)
Leberblümchen (Hepatica nobilis)
Savoyer Habichtskraut (Hieracium sabaudum)
Schwärzende Platterbse (Lathyrus niger)
Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis)
Echtes Salomonssiegel (Polygonatum odoratum)
Echte Schlüsselblume (Primula veris)
Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria)

Charakteristische Tierarten (gemäß FFH- und VS-Richtlinie)

Säugetiere:
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Käfer:
Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo)
Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge:
Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria)
Östlicher Senf-Weißling (Leptidea morsei)

Vögel:
Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos)
Schwarzspecht (Dryocopus martius)
Mittelspecht (Dendrocopos medius)

Europa

Die pannonischen Eichen-Hainbuchenwälder haben ihre Hauptverbreitung im östlichen Europa (karpatischer Verbreitungsschwerpunkt).

Österreich

Der Lebensraumtyp kommt im Osten Österreichs vor. Wesentliche Verbreitungsgebiete finden sich im Weinviertel, in der Thermenregion, im Leithagebirge, in den Hundsheimer Bergen und im Burgenland.

Vorkommen in Natura 2000-Gebieten

Burgenland
AT1106218 Siegendorfer Pußta und Heide
AT1110137 Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge
AT1123323 Mattersburger Hügelland

Niederösterreich
AT1202000 March-Thaya-Auen
AT1206A00 Weinviertler Klippenzone
AT1209A00 Westliches Weinviertel
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax
AT1213000 Pannonische Sanddünen
AT1214000 Hundsheimer Berge
AT1215000 Bisamberg
AT1217A00 Strudengau – Nibelungengau
AT1219000 Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen

Wien
AT1302000 Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten
AT1303000 Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teil A, B und C)
AT1304000 Bisamberg (Wiener Teil)

Steiermark
AT2230000 Teile des südoststeirischen Hügellandes inklusive Höll und Grabenlandbäche

Status Rote Liste Österreich

  • Subpannonischer bodenfeuchter Eichen-Hainbuchenwald: gefährdet (3)
  • Subpannonischer bodentrockener Eichen-Hainbuchenwald: gefährdet (3)

Status FFH-Richtlinie

Anhang I (prioritär)

Gefährdungsursachen

  • Umwandlung der natürlichen Baumartenmischung
  • Invasion von standortsfremden (Baum-)Arten (z.B. Robinie, Götterbaum)
  • Wildschäden
  • Rodungen für Bauland- oder Landwirtschaftsflächen
  • Schadstoffimmissionen

Mögliche Schutzmaßnahmen

  • Förderung einer naturnahen Baumartenmischung
  • Förderung von Nieder- und Mittelwaldwirtschaft
  • Förderung von stehendem Totholz
  • Selektives Zurückdrängen von standortsfremden Arten
  • Wildstandsregulierungen

Erhaltungszustand

Bewertung des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps „91G0: Pannonische Wälder mit Traubeneichen und Hainbuchen“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:

Alpine Region Verbreitungsgebiet Lebensraumfläche Strukturen & typische Arten Zukunftsaussichten
Einzelbewertung ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend
Trend stabil stabil unbekannt
Gesamtbewertung ungünstig-unzureichend
Gesamttrend stabil
Kontinentale Region Verbreitungsgebiet Lebensraumfläche Strukturen & typische Arten Zukunftsaussichten
Einzelbewertung günstig günstig ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend
Trend
Gesamtbewertung ungünstig-unzureichend
Gesamttrend stabil
Literatur

BfN (Hrsg.) (2016): Maßnahmenkonzepte für ausgewählte Anhangsarten und Lebensraumtypen der FFH -Richtlinie in der atlantischen biogeografischen Region. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/natura2000/Dokumente/9160_Sternmieren_Eichen_Hainbuchenwald.pdf [21.7.2017]

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