Spanische Flagge (Syn.: Russischer Bär)

Euplagia quadripunctaria (Poda, 1761)

© Dietmar Streitmaier/ARGE Naturschutz

© Dietmar Streitmaier/ARGE Naturschutz

Systematik

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Eulenfalter (Noctuidae)

Hauptmerkmale

Die Falter erreichen Flügelspannweiten zwischen 40 und 60 mm. Die Vorderflügel sind schwarz mit je drei weißlich gelben, welche in der unteren Hälfte ein markantes V bilden. Die Hinterflügel sind hingegen zinnoberrot mit mehreren blauschwarzen Flecken.
Die Raupe ist schwarzbraun mit einem aus orangegelben Flecken gebildeten Rückenstreifen und gelben Seitenstreifen. Die orangegelben Warzen tragen bräunliche Haarborsten.

Lebensraum (Habitat)

Als Lebensraum dienen dem Russischen Bären Laub- und Mischwälder (u.a. die FFH-Waldlebensraumtypen 9110, 9130, 9170, 91E0, 91F0, 91G0) und andere gehälzreiche Lebensräume. Die Art besiedelt eine Vielzahl unterschiedlicher Habitate, die allerdings beinahe durchwegs mit Waldlebensräumen in Verbindung stehen. Euplagia quadripunctaria ist eine wärmeliebende Art und besiedelt gerne südexponierte, wechselfeuchte bis trockene Wälder mit struktur- und blütenreichen Säumen. Angenommen werden auch mit Magerrasen durchsetzte Felshänge, die an Laubwälder grenzen oder sonstige, xerotherme Offenstellen im oder am Wald (Böschungen, Lichtungen, etc.). Die Falter kommen in der planaren und kollinen Stufe vor, Einzeltiere bis über 2000 m.

Biologie

Der Schmetterling ist tag- und nachtaktiv. Untertags ruhen die Tiere im Blattwerk von Laubgehölzen, aber auch gern an Felswänden. An heißen Tagen besuchen die Falter Blüten. Besonders in Hochstaudenbeständen mit Distlen und Wasserdost (Eupatorium sp.) kann man sie bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Sie nutzen aber auch viele andere Saugpflanzen, wie Zwerg-Holunder, Minze, Wilde Möhre, Wilde Karde, Dost, Natternkopf und in Gärten auch Schmetterlingsflieder.
Euplagia quadripunctaria fliegt in einer Generation von Mitte Juli bis Anfang September, mit Häufigkeitsmaximum meist Ende Juli bis Mitte August. Die Raupe überwintert jung und die Verpuppung erfolgt in einem grauen Gespinst am Boden. Sie entwickelt sich an einer Vielzahl von Kräutern und Hochstauden (z.B. Brennessel, Taubnessel, Weidenröschen, Geiskraut, Wasserdost), seltener auf Sträuchern (z.B. Himbeere, Brombeere, Haselnuss, Salweide, Heckenkirsche).

 

Österreich

Die aktuelle Verbreitung von Euplagia quadripunctaria in Österreich umfasst sämtliche Bundesländer, wobei die Vorkommensdichte in einigen Regionen der Nordalpen sowie des Alpenvorlandes besonders hoch ist.

Verbreitung in Natura 2000-Gebieten

Quelle: Access-Datenbank der European Environment Agency; Stand Oktober 2017

Burgenland
AT1108813 Bernstein – Lockenhaus – Rechnitz
AT1110137 Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge
AT1114813 Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland
AT1122916 Lafnitztal
AT1123323 Mattersburger Hügelland

Niederösterreich
AT1201A00 Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft
AT1203A00 Ötscher – Dürrenstein
AT1205A00 Wachau
AT1206A00 Weinviertler Klippenzone
AT1207A00 Kamp- und Kremstal
AT1208A00 Thayatal bei Hardegg
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax
AT1213000 Pannonische Sanddünen
AT1215000 Bisamberg
AT1216000 Tullnerfelder Donau-Auen
AT1219000 Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen

Wien
AT1301000 Nationalpark Donau-Auen (Wiener Teil)
AT1302000 Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten
AT1303000 Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teil A, B und C)
AT1304000 Bisamberg (Wiener Teil)

Kärnten
AT2104000 Sablatnig Moor
AT2112000 Villacher Alpe (Dobratsch)
AT2114000 Obere Drau
AT2116000 Görtschacher Moos – Obermoos im Gailtal
AT2120000 Schütt – Graschelitzen
AT2122000 Ratschitschacher Moor
AT2124000 Untere Lavant
AT2126000 Tiebelmündung
AT2128000 Kalk-Tuffquellen Völkermarkter Stausee
AT2131000 Mannsberg-Boden
AT2132000 Hainsche-Moor
AT2133000 Guntschacher Au

Steiermark
AT2207000 NSG Hörfeld
AT2213000 Steirische Grenzmur mit Gamlitzbach und Gnasbach
AT2230000 Teile des südoststeirischen Hügellandes inklusive Höll und Grabenlandbäche

Oberösterreich
AT3108000 Tal der Kleinen Gusen
AT3111000 Nationalpark Kalkalpen und Umgebung
AT3120000 Waldaist und Naarn
AT3122000 Oberes Donau- und Aschachtal
AT3125000 Rannatal
AT3139000 Unteres Trauntal – Erweiterung

Salzburg
AT3206007 Bluntautal
AT3211012 Kalkhochalpen, Salzburg
AT3223000 Salzachauen, Salzburg

Status Rote Liste Österreich

nicht gefährdet (LC)

Status FFH-Richtlinie

Anhang II (prioritär)

Gefährdungsursachen

  • Frühzeitiges und häufiges Mähen oder Mulchen der Vegetation (insbesondere von Wasserdostbeständen) entlang von Weg- und Straßenrändern, Böschungen, Gräben und Gewässerufern
  • Aufforstung von Böschungen, Bestandslücken, Lichtungen und Waldwiesen, vor allem mit Nadelhölzern (Fichte)
  • Ausbreitung von Neophyten, z. B. Japanischer Staudenknöterich, Drüsiges Springkraut
  • Ausbau und Asphaltierung von Forstwegen und Waldstraßen
  • Anlage von Wildgattern, da überhöhte Wildbestände die Raupennahrungs-, als auch Nektarpflanzen reduzieren können

Mögliche Schutzmaßnahmen

  • Waldränder und hochstaudenreiche Säumen (vor allem mit Wasserdost) sowie waldnahe Grünlandbestände und Brachen erhalten
  • Waldbestände mit lichten Waldstrukturen schaffen bzw. erhalten
  • (Auch kleinflächige) Moor- und Feuchtstandorte erhalten
  • Aufgelassene Abbaugebiete im Wald belassen

Erhaltungszustand

Bewertung des Erhaltungszustands für die Art „1078*: Russischer Bär“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:

Alpine Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung günstig günstig günstig günstig
Trend
Gesamtbewertung günstig
Gesamttrend

 

Kontinentale Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung günstig günstig günstig günstig
Trend
Gesamtbewertung günstig
Gesamttrend
Literatur

Höttinger, H.; Huemer, P.; Pennerstorfer, J. (2005): Schmetterlinge. In: Ellmauer, T. (2005) (Hrsg.): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 2: Arten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/naturschutz/Berichte_GEZ/Band2_FFH-Arten.pdf ]14.12.2017]

Huemer, P. (2007): Rote Liste ausgewählter Nachtfalter Österreichs (Lepidoptera: Hepialoidea, Cossoidea, Zygaenoidea, Thyridoidea, Lasiocampoidea, Bombycoidea, Drepanoidea, Noctuoidea). In: Zulka, P. (Red.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs – Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Teil 2: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. – Grüne Reihe des Lebensministerium. S. 199–361.

Pretscher, P. (2000): Gefährdung, Verbreitung und Schutz der Bärenspinnerart “Spanische Fahne“ (Euplagia quadripunctaria PODA) in Deutschland. – Natur und Landschaft 75. S. 370–377.