Kleine Hufeisennase
Rhinolophus hipposideros (Bechstein, 1800)
![© Klaus Krainer/ARGE Naturschutz](http://natura2000.wald.or.at/wp-content/uploads/2014/03/D16139_Kleine_Hufeisennase4_Fledermaushaus_18_08_2007_KLAUS-KRAINER-300x200.jpg)
© Klaus Krainer/ARGE Naturschutz
Systematik
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)
Familie: Hufeisennasen (Rhinolophidae)
Hauptmerkmale
Die Kleine Hufeisennase ist mit einer maximalen Flügelspannweite von 25 cm und einem Gewicht von rund 6 g die kleinste europäische Rhinolophus-Art und deutlich kleiner als die Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum). Kennzeichnend ist der hufeisenförmige, fleischige Nasenaufsatz. Das Fell der zierlich gebauten Tiere ist locker, weich und oberseits graubraun gefärbt. Die Unterseite ist gelblichbraun bis grauweiß.
Lebensraum (Habitat)
Die Wochenstuben der wärmeliebenden Kleinen Hufeisennase befinden sich in Österreich vor allem in Dachböden diverser Gebäude (Kirchen, Schlösser, Schulen, etc.) mit großen Ein- und Ausflugsmöglichkeiten.
Wälder verschiedenster Ausprägung haben für diese Art eine große Bedeutung. Die nächtliche Jagd erfolgt bevorzugt in Laubwäldern und halboffenen Landschaften (Streuobstwiesen, Parks, etc.). Hierbei ist eine gute Anbindung in Form von strukturgebenden Landschaftselementen zu den Wochenquartieren wichtig.
Als Winterquartiere werden Höhlen, Stollen und Keller mit jeweils hoher Luftfeuchtigkeit genutzt.
Biologie
Die aktive Zeit der Kleinen Hufeisennase beginnt in der Regel im März, wobei ab Mitte April die Wochenstuben bezogen werden. Die Weibchen bringen zwischen Ende Juni und Anfang August ein Junges zur Welt.
Gejagt wird erst bei völliger Dunkelheit, immer in direkter Näher von den Quartieren. Die Tiere jagen in langsamen, wendigem Flug in dichter Vegetation. Die Flughöhe kann zwischen 0,5 Metern über dem Boden bis zur Krone großer Bäume reichen. Erbeutet werden vor allem kleine Insekten aus den Gruppen Käfer, Fliegen und Nachtfalter.
Ende September werden die Wochenstuben verlassen. Die Paarungszeit beginnt im Herbst und dauert bis zum kommenden Frühjahr.
Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartieren betragen zumeist nur wenige 5 bis 20 km.
Europa
in Bearbeitung!
Österreich
In Österreich sind Kleine Hufeisennasen in allen Bundesländern nachgewiesen, wobei jedoch erhebliche Unterschiede in den Vorkommen und in der Populationsentwicklung vorliegen.
Kärnten und die Steiermark sind im Sommer mit zahlreichen Wochenstuben der Verbreitungsschwerpunkt dieser Art in Österreich.
Verbreitung in Natura 2000-Gebieten
AT1110137 Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge
AT1114813 Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland
AT1122916 Lafnitztal
AT1123323 Mattersburger Hügelland
AT1203A00 Ötscher – Dürrenstein
AT1204000 Donau-Auen östlich von Wien
AT1205A00 Wachau
AT1206A00 Weinviertler Klippenzone
AT1207A00 Kamp- und Kremstal
AT1208A00 Thayatal bei Hardegg
AT1209A00 Westliches Weinviertel
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax
AT1214000 Hundsheimer Berge
AT1219000 Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen
AT1303000 Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teil A, B und C)
AT2104000 Sablatnig Moor
AT2105000 Vellacher Kotschna
AT2110000 Großedlinger Teich
AT2112000 Villacher Alpe (Dobratsch)
AT2114000 Obere Drau
AT2116000 Görtschacher Moos – Obermoos im Gailtal
AT2117000 Turner See
AT2118000 Gail im Lesachtal
AT2119000 Gut Walterskirchen
AT2120000 Schütt – Graschelitzen
AT2121000 Höfleinmoor
AT2124000 Untere Lavant
AT2126000 Tiebelmündung
AT2129000 Nationalpark Hohe Tauern (Kernzone II und Sonderschutzgebiete)
AT2130000 Lendspitz-Maiernigg
AT2131000 Mannsberg-Boden
AT2133000 Guntschacher Au
AT2205000 Pürgschachen-Moos und ennsnahe Bereiche zwischen Selzthal und dem Gesäuseeingang
AT2206000 Ödensee
AT2208000 Lafnitztal – Neudauer Teiche
AT2210000 Ennstaler Alpen/Gesäuse
AT2211000 Hartberger-Gmoos
AT2212000 NSG Wörschacher Moos und ennsnahe Bereiche
AT2213000 Steirische Grenzmur mit Gamlitzbach und Gnasbach
AT2217000 Peggauer Wand
AT2218000 Feistritzklamm/Herberstein
AT2225000 Demmerkogel-Südhänge, Wellinggraben mit Sulm-, Saggau- und Laßnitzabschnitten und Pößnitzbach
AT2230000 Teile des südoststeirischen Hügellandes inklusive Höll und Grabenlandbäche
AT2233000 Raabklamm
AT2236000 Ober- und Mittellauf der Mur mit Puxer Auwald, Puxer Wand und Gulsen
AT2243000 Totes Gebirge mit Altausseer See
AT3211012 Kalkhochalpen, Salzburg
AT3223000 Salzachauen, Salzburg
AT3224000 Entrische Kirche
AT3233000 Pfarrkirche St. Georgen bei Salzburg
AT3309000 Tiroler Lech
Status Rote Liste Österreich
gefährdet (VU)
Status FFH-Richtlinie
Anhang II und IV
Gefährdungsursachen
Hauptgefährdungsursachen für die Kleine Hufeisennase stellen Lebensraum- und Quartierverluste (Kultur- und Nutzungswandel der Landschaft) dar. Zudem sind Bestände durch den Einsatz von Pestiziden (Insektizide, Holzschutzmittel) gefährdet. Vorarlberger und Tiroler Vorkommen sind wesentlich stärker gefährdet als weiter östlich beheimatete. Tieflandpopulationen sind großteils bereits erloschen.
Mögliche Schutzmaßnahmen
Effizienten Artenschutzmaßnahmen muss eine Kausalanalyse für allfällige Bestandsrückgänge sowie der Quartier- und Habitatnutzung auf regionaler Ebene vorausgehen.
- Erhaltung/Förderung der Wochenstuben- und Winterquartiere als Wohn-, Brut- und Zufluchtstätten sowie der Jagdhabitate der Art
- Erhalt/Förderung einer struktur- und nahrungsreichen Landschaft (mit Wäldern) in der Umgebung von Quartieren
Erhaltungszustand
Bewertung des Erhaltungszustands für die Art „1303: Kleine Hufeisennase“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:
Alpine Region | Verbreitungsgebiet | Population | Habitatfläche & Habitatqualität | Zukunftsaussichten |
Einzelbewertung | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend |
Trend | gleich bleibend | in Verbesserung | in Verbesserung | in Verbesserung |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend | |||
Gesamttrend | in Verbesserung |
Kontinentale Region | Verbreitungsgebiet | Population | Habitatfläche & Habitatqualität | Zukunftsaussichten |
Einzelbewertung | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend |
Trend | in Verschlechterung | in Verschlechterung | in Verschlechterung | unbekannt |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend | |||
Gesamttrend | in Verschlechterung |
Literatur
- Ellmauer, T. (Hrsg.) (2005): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 2: Arten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Im Auftrag der neun österreichischen Bundesländer, des Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der Umweltbundesamt GmbH. Wien.
- Spitzenberger, F. (2005): Rote Liste der Säugetiere Österreichs (Mammalia). In: Zulka, K. P. (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs (Teil 1). Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG. Wien, Köln, Weimar. S. 45 – 62.