Hirschkäfer

Lucanus cervus (Linnaeus, 1758)

© Roland Schiegl/ARGE Naturschutz

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Systematik

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Schröter (Lucanidae)

Hauptmerkmale

Bei Hirschkäfern handelt es sich um große Käfer, welche zwischen 25 und 80 mm Länge erreichen können. Man kann einen ausgeprägten Sexualdirmorphismus beobachten: der Kopf der Männchen trägt große geweihartige Mandibeln, während sie bei den Weibchen nur kurz und zangenförmig sind. Die Fühler der Käfer sind gekniet mit einer kammartigen Fühlerspitze.

Lebensraum (Habitat)

Bevorzugte Lebensräume sind wärmebegünstigte exponierte Wälder mit altem Laubbaumbestand, wobei eichenreiche Wälder besonders gern besiedelt werden. Für ihre Entwicklung sind die Käfer auf Altholzbestände (über 150 Jahre) mit einem erheblichen Anteil absterbender und morscher Bäume und Stümpfe angewiesen. Die Larve lebt am verpilzten Wurzelholz, manchmal auch an der Unterseite liegender Stämme bzw. dicker Äste, jedoch muss das Holz ein für die Larven geeignetes Pilz- und Säuremilieu aufweisen.
Die Käfer kommen überwiegend in niederen Lagen vor und ist nur selten in Höhen über 1000 m zu finden.

Biologie

Die Käfer sind generell eher dämmerungsaktiv, während die Weibchen nicht selten auch tagsüber aktiv sind. Saftflüsse aus dem Bast von Eichen dienen den Käfern als Nahrung und der Geschlechterfindung. Der Eichensaft ist reich an Photosyntheseprodukten, welche von Wildhefen vergoren werden.
Die Männchen nutzen ihre riesigen Mandibeln zum Kampf mit männlichen Artgenossen und zur Verteidigung. Die Eiablage der Weibchen erfolgt an Eichenwurzeln und alten, vermoderten Baumstümpfen, wo sich die späteren Larven von morschem Holz ernähren. Die Larvalentwicklung findet über einen Zeitraum von 5-8 Jahren statt. Die Larve kann dabei Längen von bis zu 11 cm erreichen. Die Verpuppung erfolgt in einer etwa faustgroßen angelegten Höhlung, der sogenannten „Puppenwiege“.
Die jahreszeitliche Aktivität des adulten Hirschkäfers erstreckt sich in Mitteleuropa von Ende Mai bis Mitte August mit der Hauptflugzeit von Mitte Juni bis Ende Juli. Die fertige Käfer lebt nur noch wenige, zumeist 4-8 Wochen.

Europa

in Bearbeitung!

Österreich

Während der Hirschkäfer nur lokal in die Gebirgstäler vordringt, ist er im Flach- und Hügelland Ostösterreichs weit verbreitet und stellenweise, wie in den Donauauen, dem Wienerwald oder dem Leithagebirge, durchaus relativ häufig. Der Käfer ist in Österreich aus allen Bundesländern, außer Salzburg bekannt.

Verbreitung in Natura 2000-Gebieten

Burgenland
AT1108813 Landschaftsschutzgebiet Bernstein – Lockenhaus – Rechnitz
AT1110137 Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge
AT1114813 Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland
AT1115415 Naturwaldreservat Lange Leitn, Neckenmarkt
AT1123323 Mattersburger Hügelland

Niederösterreich
AT1201A00 Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft
AT1202000 March-Thaya-Auen
AT1204000 Donau-Auen östlich von Wien
AT1205A00 Wachau
AT1206A00 Weinviertler Klippenzone
AT1207A00 Kamp- und Kremstal
AT1208A00 Thayatal bei Hardegg
AT1209A00 Westliches Weinviertel
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax
AT1213000 Pannonische Sanddünen
AT1214000 Hundsheimer Berge
AT1215000 Bisamberg
AT1216000 Tullnerfelder Donau-Auen
AT1217A00 Strudengau – Nibelungengau
AT1219000 Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen

Wien
AT1301000 Nationalpark Donau-Auen (Wiener Teil)
AT1302000 Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten
AT1303000 Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teil A, B und C)
AT1304000 Bisamberg (Wiener Teil)

Kärnten
AT2112000 Villacher Alpe (Dobratsch)
AT2120000 Schütt – Graschelitzen

Steiermark
AT2213000 Steirische Grenzmur mit Gamlitzbach und Gnasbach
AT2218000 Feistritzklamm/Herberstein
AT2225000 Demmerkogel-Südhänge, Wellinggraben mit Sulm-, Saggau- und Laßnitzabschnitten und Pößnitzbach
AT2230000 Teile des südoststeirischen Hügellandes inklusive Höll und Grabenlandbäche

Oberösterreich
AT3108000 Tal der Kleinen Gusen
AT3122000 Oberes Donau- und Aschachtal

Status Rote Liste Österreich

potentiell gefährdet (NT)

Status FFH-Richtlinie

Anhang II

Gefährdungsursachen

Vor allem tiefe Bodenbearbeitungen, die Entfernung von Stockholz, Kahlschlagwirtschaft und der Anbau schnellwüchsiger Arten mit kurzen Umtriebszeiten setzen dem Käfer zu. Vor allem großdimensionierte, morsche Eichenstümpfe sind heute zunehmend eine Rarität und zählen zu den ausgesprochenen Mangelbiotopen. Auch die Umwandlung alter Laubwaldbestände in Fichten-Monokulturen wird als Gefährdungsursache gesehen.

Mögliche Schutzmaßnahmen

  • Erhalt/Förderung eines natürlichen Alteichenbestandes mit Saftfluss
  • Belassen von stärkerem Totholz und naturfaulen Stöcken und Bäumen
  • Erhöhung der Umtriebszeiten geeigneter Eichen (ehemalige Mittelwaldwirtschaft)

Erhaltungszustand

Bewertung des Erhaltungszustands für die Art „1083: Hirschkäfer“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012:

Alpine Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-schlecht
Trend unbekannt unbekannt in Verschlechterung in Verschlechterung
Gesamtbewertung ungünstig-schlecht
Gesamttrend in Verschlechterung

 

Kontinentale Region Verbreitungsgebiet Population Habitatfläche & Habitatqualität Zukunftsaussichten
Einzelbewertung ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend
Trend unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt
Gesamtbewertung ungünstig-unzureichend
Gesamttrend unbekannt
Quellen
  • Ellmauer, T. (Hrsg.) (2005): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 2: Arten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Im Auftrag der neun österreichischen Bundesländer, des Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der Umweltbundesamt GmbH. Wien.
  • Horn, H. & Kögel, F. (2008): Käfer – Merkmale, Vorkommen und Lebensweise.BLV Buchverlag GmbH & Co. KG. München.
  • Möller, G., et al. (2006): Der Fauna Käferführer I – Käfer im und am Wald. Fauna Verlag. Nottuln.
  • Müller-Kroehling, S., et al. (2006): Artenhandbuch der für den Wald relevanten Tier- und Pflanzenarten des Anhanges II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und des Anhanges I der Vogelschutz-Richtlinie in Bayern. Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.