Alpenbockkäfer
Rosalia alpina (Linnaeus, 1758)
Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Bockkäfer (Cerambycidae)
Hauptmerkmale
Der Alpenbock ist ein großer Käfer mit Körperlängen zwischen 15 und 38 mm. Der Körper ist grau bis hellblau gefärbt und weist ein charakteristisches schwarzes Muster auf den Flügeldecken auf. Auf den mittleren Fühlergliedern (3. bis 6. Antennenglied) finden sich an den Enden jeweils auffällige schwarze Haarbüschel. Die Fühler der Tiere sind sehr lang – jene der Männchen sind fast doppelt körperlang, während die der Weibchen nur wenig länger als der Körper sind.
Lebensraum (Habitat)
Es handelt sich um eine wärmeliebende Art, die vorzugsweise steile Laub- und Bergmischwälder mit alten Rotbuchenbeständen besiedelt. Diese Wälder sollten zumeist sonnenexponiert und bodentrocken sein. Solch geeignete Lebensräume findet der Käfer in montanen bis subalpinen Höhenstufen. Gemieden werden Wälder mit zu hohen Kronenschlüssen, zudem beschränken sich Vorkommen auf Standorte mit karbonatischem Untergrund (ausreichend lückige Lebensräume). Gerne werden „Katastrophenflächen“ besiedelt, also z.B. Windbruch- und Lawinenhänge und Brandsukzessionen. Der Alpenbock ist ein Altholzbesiedler bzw. gilt als Urwaldrelikt. Zur Entwicklung benötigt der Alpenbock sonnenständiges Totholz in trockener Zersetzung oder sterbende Bäume.
Biologie
Für die Eiablage werden stehende, starke Stämme bevorzugt. Die Larvenentwicklungsdauer beträgt durchschnittlich 2 bis 5 Jahre, die Larven leben im Grenzbereich zwischen hartem und weichem Holz. Gemieden werden der nährstoffarme Kern und der borkennahe Bast. Geeignete Stämme haben eine starke Anziehungskraft und ziehen viele Individuen aus der Umgebung an.
Die geschlüpften Käfer halten sich zunächst in der Nähe des Brutplatzes auf und verenden bereits nach wenigen Wochen. Der Alpenbock ist tagaktiv und bei sonnigen, windstillen und warmen Wetter unterwegs.
Der Käfer ist generell eine eher ortstreue Art, bei hohem Brutholzangebot aber auch zu ausgedehnten Dispersionsflügen befähigt.
Österreich
In Österreich wurde Rosalia alpina aus allen Bundesländern bis auf das Burgenland gemeldet. Die meisten Vorkommen konzentrieren sich auf den Wiener Wald, die Nördlichen (mit Schwerpunktvorkommen im Eisenwurzengebiet) und die Südlichen Kalkalpen (Karawanken, Karnische Alpen).
Der Alpenbock lebt in der montanen bis subalpinen Höhenstufe.
Verbreitung in Natura 2000-Gebieten
Quelle: Access-Datenbank der European Environment Agency; Stand Oktober 2017
AT1205A00 Wachau
AT1207A00 Kamp- und Kremstal
AT1211A00 Wienerwald – Thermenregion
AT1212A00 Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand – Schneeberg – Rax
AT1220000 Feuchte Ebene – Leithaauen
AT2109000 Wolayersee und Umgebung
AT2112000 Villacher Alpe (Dobratsch)
AT2118000 Gail im Lesachtal
AT2120000 Schütt – Graschelitzen
AT2131000 Mannsberg-Boden
AT2233000 Raabklamm
AT3211012 Kalkhochalpen, Salzburg
AT3226000 Zinkenbach-Karlgraben
Status Rote Liste Österreich
gefährdet (VU)
Status FFH-Richtlinie
Anhang II und IV (prioritär)
Gefährdungsursachen
- Umwandlung buchendominierter Wälder in Nadelholzbestände
- Entfernung von anbrüchigen, alten Bäumen sowie von stehendem und liegendem Totholz
- Rascher und vollständiger Abtransport geschädigter Bäume aus Störflächen (Windwürfe, Schutt- und Lawinenrinnen etc.)
- Vernichtung von Larven im Lagerholz
- Beschattung der Brutbäume durch nachkommende Baumgenerationen (Kronenschluss)
Mögliche Schutzmaßnahmen
- Erhalt/Förderung von aufrecht stehenden, besonnten und ausreichend dimensionierten Alt- und Totholz
- Abtransport von geschlagenem (Buchen-)Holz vor Beginn der Brutzeit; andernfalls Lagerung in ausreichendem Abstand zu Brutplätzen in schattiger Lage
- Schutz und Entwicklung alterstrukturierter, aufgelockerter Bergmischwälder
- Gewährung der natürlichen Wald-Dynamik (Prozessschutz)
Erhaltungszustand
Ellmauer, T. et al. (2013): Bewertung des Erhaltungszustands von Lebensraumtypen und Arten in Österreich gemäß Artikel 17 FFH-Richtlinie
Alpine Region | Verbreitungsgebiet | Population | Habitatfläche & Habitatqualität | Zukunftsaussichten |
Einzelbewertung | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | günstig |
Trend | gleich bleibend | unbekannt | unbekannt | |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend | |||
Gesamttrend | unbekannt |
Kontinentale Region | Verbreitungsgebiet | Population | Habitatfläche & Habitatqualität | Zukunftsaussichten |
Einzelbewertung | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend | ungünstig-schlecht | ungünstig-schlecht |
Trend | unbekannt | unbekannt | unbekannt | |
Gesamtbewertung | ungünstig-schlecht | |||
Gesamttrend | unbekannt |
Literatur
Bense, U. (2001): Alpenbock (Rosalia alpina). In: Fartmann, T., Gunnemann, H., Salm, P.; Schröder, E. (Hrsg.): Berichtspflichten in Natura-2000-Gebieten. Empfehlungen zur Erfassung der Arten des Anhangs II und Charakterisierung der Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie. Angewandte Landschaftsökologie 42. S. 319-323.
Berg, H.-M.; Hovorka, W.; Gross, M.; Werdenich, D. (2010): Aktionsplan Alpenbockkäfer (Rosalia alpina) in Österreich. Naturschutzbund Niederösterreich und Lebensministerium. 50 S.
Binner, V.; Bußler, H. (2006): Erfassung und Bewertung von Alpenbockkäfervorkommen. Umsetzung von NATURA 2000 in Bayern am Beispiel von Rosalia alpina (L., 1758). Naturschutz und Landschaftsplanung 38. S. 378-382.
Bußler, H.; Binner, V. (2006): Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustands der Populationen des Alpenbocks Rosalia alpina (Linnaeus, 1758), Allgemeine Bemerkungen. In: Schnitter, P. et al. (Red.): Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Artn als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richtlinie in Deutschland. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Sonderheft 2. 370 S.
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Paill, W. (2005): 1087* Rosalia alpina (LINNAEUS, 1758). In: Ellmauer, T. (2005) (Hrsg.): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000-Schutzgüter. Band 2: Arten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/naturschutz/Berichte_GEZ/Band2_FFH-Arten.pdf ]14.12.2017]
Paill, W.; Mairhuber, C.; Zabransky, P. (2010): Der Alpenbock (Rosalia alpina) im Lainzer Tiergarten. Erste Lokalisierung, Erhaltungszustand und Empfehlungen für Maßnahmen. Studie i. A. Wiener Umweltschutzabteilung MA 22. 48 S.