TeilnehmerInnen und Vortragende

Die Auftakttagung „NATURA2000.WALD“ diente vor allem dazu, VertreterInnen aus Naturschutz und Forstwirtschaft zusammenzubringen und gemeinsam über die Umsetzung von Natura 2000 im Wald ins Gespräch zu kommen. Mehr als 150 TeilnehmerInnen, darunter Grundbesitzer, Forstbetriebe, Interessensvertreter, Naturschutzorganisationen, VertreterInnen der Wissenschaft, Jagd und der Naturschutzbehörden nutzten die Gelegenheit und trugen zu einer lebhaften und konstruktiven Diskussion zum Thema Natura 2000 im Wald bei. Dafür möchten wir uns bei allen TeilnehmerInnen der Veranstaltung herzlich bedanken!

Die (leider unvollständige) Teilnehmerliste der Auftakttagung finden Sie HIER.

Vortragende der Tagung

Als Veranstalter freute es uns ganz besonders, hochkarätige ExpertInnen als Referenten bei der Tagung begrüßen zu dürfen, die mit interessanten Vorträgen ihr Fachwissen einbrachten, die Umsetzung von Natura 2000 im Wald aus unterschiedlichen Perspektiven darstellten und so angeregte Diskussionen unterstützten.

Im Anschluss finden Sie eine Vorstellung aller ReferentInnen der Tagung sowie ihre Statements zum Thema „Natura 2000 im Wald:

heilingbrunner Dr. Gerhard Heilingbrunner ist Vereinsgründer und ehrenamtlicher Präsident des Kuratorium Wald sowie ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbands. Seit Hainburg 1984 unermüdlich für den österreichischen Wald im Einsatz.
Kontakt: kuratorium@wald.or.at
„Obwohl FFH- und Vogelschutzrichtlinie seit beinahe 20 Jahren in Österreich verpflichtend umzusetzen sind, steht die praktische Umsetzung des Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks im österreichischen Wald heute eher am Beginn als vor dem Abschluss. Dabei bietet Natura 2000 ein hervorragendes Instrument, um einen Beitrag zur dauerhaften Erhaltung der biologischen Vielfalt in Österreichs Wäldern zu leisten. Der Wald steht in Sachen Biodiversitätserhalt gleich doppelt im Fokus: Einerseits zählen Wälder zu den artenreichsten Lebensräumen Österreichs, andererseits beruhen die zahlreichen Wirkungen und Leistungen der Waldökosysteme überwiegend auf ihrer biologischen Vielfalt. Mit guten Ideen und gemeinsamen Anstrengungen kann eine effektive Umsetzung von Natura 2000 gelingen, von der der Artenreichtum in Österreichs Wäldern als auch die WaldeigentümerInnen profitieren.“
MagHasler Mag. Viktoria Hasler ist stellvertretende Leiterin der Abteilung II / 4 (Natur- und Artenschutz, Nationalparks) im Lebensministerium.
Kontakt: viktoria.hasler@lebensministerium.at
„Die Sicherung der Biodiversität sowie die Umsetzung des Netzwerkes Natura 2000 haben gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Deshalb fördert die Abteilung „Natur- und Artenschutz, Nationalparks“ des Lebensministeriums die Veranstaltungsreihe NATURA 2000.WALD.
Die Vorgangsweise bei den ersten Ausweisungen von Natura 2000-Gebieten in Österreich hat vielerorts zu einer „lose-lose“-Situation geführt. Das heute bestehende Vertrauensmanko einiger Stakeholdergruppen gegenüber Natura 2000 hat seinen Ursprung vor allem in der damals unzureichenden Einbindung der GrundeigentümerInnen, aber auch in einem Informations- und Aufklärungsdefizit. Zwar gibt es vereinzelt positive Beispiele für die Umsetzung von Natura 2000 in Österreichs Wäldern, etwa im Rahmen von Life – Projekten, insgesamt fehlt es aber an wegweisenden best practice-Beispielen und einer klaren Umsetzungsstrategie. Die Rolle des Bundes kann aus kompetenzrechtlichen Gründen nur eine unterstützende sein. Wir hoffen, mit dieser Initiative einen Anstoß zur Inangriffnahme der Herausforderungen zu geben.“
IMG_6127 SC DI Gerhard Mannsberger ist Leiter der Sektion IV Forstwesen im Lebensministerium.
Kontakt: gerhard.mannsberger@lebensministerium.at
„Der Wald ist ein prägendes Landschaftselement in Österreich, er bedeckt knapp 50% der Landesfläche. Er ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Lieferant für Holz- und Nichtholzprodukte, er bietet Schutz vor Naturgefahren, leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz, spielt eine zentrale Rolle bei der Trinkwasserbereitstellung, ist Erholungs- und Freizeitraum und ist Arbeitsplatz, in dem er rund 330.000 Menschen ein Einkommen bietet. Der Wald befindet sich zum Großteil im Privateigentum, daher darf bei allen erforderlichen Maßnahmen auf die Wahrung der Eigentumsrechte und die wirtschaftliche Komponente nicht vergessen werden. Damit auch künftig der Wald in Österreich seine multifunktionalen Leistungen optimal erfüllen kann, sind die Zusammenarbeit und ein offener Dialog aller Interessierten erforderlich.“
Francois-2013-01 Ir. François Kremer ist Koordinator für Natura 2000 bei der Europäischen Kommission, Generaldirektion Umwelt.
Kontakt: francois.kremer@ec.europa.eu
„Natura 2000 ist das weltweit größte koordinierte Netzwerk von Schutzgebieten und das wichtigste Instrument der EU zur Eindämmung des Rückgangs der biologischen Vielfalt in der EU bis zum Jahr 2020. Erhaltungsziele und –maßnahmen sind Schlüsselkonzepte für Natura 2000. Die Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rahmenbedingungen sowie regionaler und örtlicher Besonderheiten, Bevorzugung von Schadensminderungsmaßnahmen anstelle von Ausgleichsmaßnahmen bei Projektplanung, und schließlich die Integrierung von sozio-ökonomischen Zielen und Naturschutzzielen (‚Mit der Natur arbeiten‘) sind wichtige Prinzipien für Natura 2000.
Waldbesitzer haben Pflichten, Verantwortung… und Rechte. Natura 2000 Gebiete sind oft Teil einer Kulturlandschaft. Nachhaltige Forstwirtschaft gehört dazu. Diese soll wo immer möglich aktiv zur Erreichung von Natura 2000 Erhaltungszielen beitragen. Natura 2000 kann, aber muss nicht automatisch überall forstliche Nutzungseinschränkungen bedeuten. Betroffene Waldbesitzer, ebenso wie Naturschutzverbände sollten bei der Erstellung und Durchführung von Natura 2000 Erhaltungsmaßnahmen nicht nur gut informiert und konsultiert, sondern wo immer möglich auch aktiv an der Planung und Umsetzung der Maßnahmen beteiligt werden, und zusammenarbeiten.
Die Kommission hat zurzeit mit der Erarbeitung eines neuen Leitfadens über Natura 2000 und Wald begonnen, dies unter enger Beteiligung von Waldbesitzern- und Naturschutzverbänden. Folgende Themen werden hierbei behandelt: Bedeutung des EU-Naturschutzrechts für die Forstwirtschaft; Vermeidung oder Lösung von möglichen Konflikten, Förderung von Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz, Identifizierung von Synergien und ‚Case Studies‘ über gute Praxis.“
DrRössler Dr. Astrid Rössler studierte Rechtswissenschaften und ist seit 1986 aktiv im Umweltschutz tätig. In Salzburg übernahm sie 2009 ein Landtagsmandat der Grünen und ist seit 2013 erste Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Kontakt: roessler@salzburg.gv.at
„Auch im Bundesland Salzburg sind viele Natura 2000-Flächen in Waldgebieten gelegen. Neben den traditionellen Waldfunktionen als Holzlieferant, Erholungsraum und Schutzwald wächst zunehmend auch die Bedeutung des Ökosystems Wald für Artenschutz und Artenvielfalt. Den Wald aus rein ökonomischer Sicht zu betrachten, greift daher viel zu kurz. Bei der Bewertung von Wirtschaftswäldern für das Gesamtökosystem ist zu beachten, dass in bewirtschafteten Zonen nicht alle wesentlichen Entwicklungsprozesse, also Reife- und Zerfallphasen, stattfinden. Dafür braucht es ausgewiesene Schutzzonen, um die Erhaltung der Biodiversität zu gewährleisten. Natura 2000 kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Wesentlich wird es sein, die GrundeigentümerInnen und Nutzungsberechtigten für diese Ziele zu gewinnen.“
ProfHinterstoisser OFR Prof. DI Hermann Hinterstoisser ist Leiter des Naturschutz-Fachdienstes beim Amt der Salzburger Landesregierung und u.a. gemeinsamer Ländervertreter beim Europarat und im Österreichischen Walddialog ÖWAD sowie Vorsitzender der Länderarbeitsgruppe für internationale Naturschutzangelegenheiten und Lehrbeauftragter an der Universität Salzburg.
Kontakt: hermann.hinterstoisser@salzburg.gv.at
„Wälder sind äußerst komplexe und dynamische Ökosysteme. Ziel von Natura 2000  ist die Erhaltung bzw. (Wieder)Herstellung eines günstigen Erhaltungszustandes u.a. bestimmter Wald-Habitattypen und waldgebundener Arten. Dazu bedarf es je nach Lebensraum und Standortverhältnissen abgestimmter Managementstrategien, die am jeweiligen Schutzziel zu orientieren sind. Ökologische und waldbauliche Expertise sind dazu ebenso unabdingbar wie eine ausreichende Beteiligung der WaldeigentümerInnen an der Umsetzung. Die langen Entwicklungszeiträume in Wäldern sowie kaum prognostizierbare Einflüsse (z.B. klimatische und biotische Ereignisse) auf diese stellen eine zusätzliche Herausforderung dar. Natura 2000 ist kein allgemeines `Projektverhinderungsinstrument`, sondern ein wesentlicher Beitrag zu einer verantwortungsbewussten Biodiversitätserhaltung in Europa.“
LED DI Dr. Christoph Leditznig ist Forsttechniker sowie Wildbiologe und Geschäftsführer des Wildnisgebiets Dürrenstein in Niederösterreich.
Kontakt: office@wildnisgebiet.at
„Die Umsetzung von Natura 2000 im Wald bedeutet nicht die Außernutzungsstellung großer Waldflächen, sondern sie ermöglicht eine Waldwirtschaft, die neben der Sicherung unserer natürlichen Ressourcen auch Chancen für den Waldbesitzer beinhaltet. Um diese Möglichkeiten erkennen zu können, bedarf es breiter Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungstätigkeit. Waldbauliche Elemente wie naturnahe Baumartenmischungen oder die Einbindung von Naturverjüngung in die waldbaulichen Konzepte sowie deren unbestrittene Vorteile müssen auch fixer Bestandteil bei der Ausbildung von Forstpersonal werden. Schutzgebiete sind ein wichtiger Bestandteil der Naturschutzpolitik, um aber Lebensraumverlust und Artenschwund zu verlangsamen, ist es notwendig „in die Breite“ zu gehen. Dafür bietet Natura 2000 ein wichtiges Instrument.“
Senitza DI Dr. Eckart Senitza ist Vorsitzender von Pro Silva Austria, Verein zur Förderung naturnaher Waldwirtschaft in Österreich und Mitglied des „executive boards“ von Pro Silva Europe. Er ist Waldbesitzer und seit über 20 Jahren Betriebsleiter eines vielfältigen Land- und Forstbetriebes mit Gewerbezweigen, gleichzeitig leitet er ein Ingenieurbüro für Forstwirtschaft.
Mehr Infos auf www.prosilvaaustria.at, www.prosilvaeurope.orgwww.senitza.at und www.waldplan.at,
Kontakt: eckart@senitza.at
„Natura 2000 im Wald ist ein komplexes Thema, zu dem naturnahe Waldbewirtschaftung viele Beiträge liefern kann. Es bedarf jedoch einem Abwiegen der Interessen und Leistungen im Rahmen der multifunktionalen Waldbewirtschaftung. Entsprechende Entschädigungsrichtlinien und Förderanreize können dazu beitragen, freiwillige gezielte Umweltleistungen seitens der Waldeigentümer und –bewirtschafter bereit zu stellen.
Es bedarf abgestimmter Rahmenplanungen, die in integrale betriebliche Pläne umsetzbar sind. Voraussetzung sind ehrliche Informationspolitik und tatsächliche Partizipation und Großzügigkeit in der Auslegung. Kleinmütige und kleinkarierte konservatorische Ansätze mit aufgeblähter Verwaltung sind zum Scheitern verurteilt.“
Oesterreich / Burgenland / Eisenstadt / Esterhazy DI Matthias Grün ist Vorstandsmitglied der Esterházy Stiftungsgruppe und Direktor des Bereiches Forst- und Naturmanagement der Esterházy Betriebe GmbH. Er ist insbesondere verantwortlich für die nachhaltige Bewirtschaftung des über 44.000ha großen Grundbesitzes, welcher circa zur Hälfte forstliche Flächen (vorrangig im Burgenland) umfasst.
Kontakt: m.gruen@esterhazy.at
„Die Umsetzung von Natura 2000 im Wald im vom Gesetzgeber angedachten Sinn ist bislang nicht erfolgt, insbesondere fehlt vielfach die „Leitschnur“ Managementplan. Maßnahmen zum Erhalt bzw. zum Ausbau von Arten und Lebensräumen werden zwar gesetzt, oft jedoch zu Lasten der Grundeigentümer, da Entschädigungen, soferne sie überhaupt gewährt werden, zu gering dotiert sind. Hier ist eine faire Abgeltung und Rechtssicherheit unabdingbar. Ein stärkeres Vertrauen in die langjährige erprobte Bewirtschaftungspraxis der Waldbesitzer und in das bestehende österreichische Forstgesetz wäre zudem angebracht und wünschenswert.“
DrAldinger Dr. Eberhard Aldinger ist Leiter der Abteilung Waldnaturschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg im Breisgau.
Kontakt: eberhard.aldinger@forst.bwl.de
Natura 2000 im Wald – Optimierung des Gesamtnutzens
„Die Umsetzung naturschutzfachlicher Vorgaben im Wald wird erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Ziele und Inhalte von Natura 2000 in das forstbetriebliche Denken und Handeln zu integrieren. Mit der standortsgerechten, naturnahen Waldwirtschaft bestehen ideale Voraussetzungen, die Anforderungen des Naturschutzes einzubinden. Durch diesen integrativen Ansatz kann es gelingen, die vielfachen Anforderungen des Menschen an den Wald zu optimieren. Wenn es auf diesem Wege gelingt, die Waldbesitzer zu motivieren das europäische Naturerbe zu bewahren, entsteht ein optimaler Gesamtnutzen. Die Übernahme der Verantwortung für Natura 2000 sichert dem Waldbewirtschafter gewisses Maß an betrieblicher Freiheit und entlastet die Verwaltungen bei ihrem ordnungsrechtlichen Auftrag.“
AnneMeyer Dipl.-Laök. Anne Meyer ist Mitarbeiterin der Abteilung Biodiversität, Naturschutz, Jagd in der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und hier im Fachbereich Natura 2000 Monitoring für FFH-Waldarten tätig.
Kontakt: anne.meyer@lwf.bayern.de
„Als gelernte Forstwirtin und Diplom-Landschaftsökologin habe ich mich in meinem bisherigen Berufsleben immer im Schnittbereich Landnutzung und Naturschutz bewegt, sogar gezielt nach Aufgaben in diesem Bereich gesucht. Das liegt zum einen vielleicht daran, dass ich im Norden Brandenburgs in einer einzigartig naturgeprägten Kulturlandschaft aufgewachsen bin. Zum anderen war ich in meiner Heimat auch immer wieder mit deren wirtschaftlicher Strukturschwäche und überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenzahlen konfrontiert. Aus dieser Perspektive heraus, engagiere ich mich heute aus Überzeugung für Natura 2000, weil es ein europäischer Weg ist, Ökonomie und Ökologie miteinander zu vereinbaren.
Natura 2000 ist ein Weg. Wir müssen ihn gemeinsam gehen, um das Ziel zu erreichen.“
Portraitaufnahme des Bundesratsmitglieds Mag. Nicole Schreyer studierte Biologie an der Universität Wien und ist seit 2013 Bundesratsmitglied für die Grünen. Als Vertretung für Mag. Gebi Mair nahm Frau Mag. Schreyer an der Podiumsdiskussion teil.
Kontakt: nicole.schreyer@gruene.at

© Die Fotos wurden dankenswerterweise von den jeweiligen Personen zur Verfügung gestellt.